Erstorientierungskurse in Sachsen
Zum 01.01.2020
wurden die Angebote der sächsischen Erstorientierungskurse (im Folgenden sächsische
EOK genannt) angepasst. Die „Sprachliche Orientierung“ wurde mit den EOK nach
dem Modell des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), auf der
Grundlage „Erstorientierung und Deutsch
Lernen für Asylbewerber in Bayern“, synchronisiert. Die EOK des BAMF werden weiterhin durch das
sächsische Modell der kompakten Alltagsorientierung durch muttersprachliche
Kulturmittler*innen ergänzt.
Die 2015 entwickelten sächsischen EOK sind
erprobt, bewährt und voll implementiert. Darüber hinaus bietet das sächsische
Modell Flexibilität für die Standorte und ist bedarfsgerecht für die
Zielgruppen, Menschen mit unsicherer Bleibeperspektive in
AnkER-funktionsgleichen Einrichtungen, weiterentwickelt worden.
Entwicklung
der EOK in Sachsen
2015 – 2019
Das
sächsische Model der Erstorientierungskurse wurde für die Zielgruppe
Geflüchteter mit kurzer Verweildauer und hoher Fluktuation in Erstaufnahmeeinrichtungen
konzipiert. Durch die absehbare Entwicklung in Richtung einer längeren
Verweildauer in den Einrichtungen wurde über ein zusätzliches Angebot
nachgedacht, das über die 15 UE sprachliche Orientierung hinaus ging. Menschen,
die sich länger in den Einrichtungen aufhielten, konnten so zusätzlich weitere 45
UE soziale Orientierung in Anspruch nehmen.
Die sächsischen
Erstorientierungskurse bestehen aus zwei Teilen:
- Teil 1. Alltagsorientierung durch herkunftssprachliche Kulturmittler*innen (15 UE)
- Teil 2. Soziale Orientierung (15 UE)
- Zusätzlich besteht die Möglichkeit eines Zusatzmoduls Soziale Orientierung (45 UE)
2018 – 2019, Standort Dresden – Einführung
der EOK nach dem BAMF Modell in Sachsen
Im
Zuge der Einführung des AnKER-Pilotprojekts zum 01.08.2018 wurde in Dresden
neben den sächsischen EOK auch das Modell des Bundesamtes für Migration und
Flüchtlinge (BAMF) auf der Grundlage „Erstorientierung
und Deutsch Lernen für Asylbewerber in Bayern“ durchgeführt.
Dabei
waren die EOK nach sächsischem Modell den EOK nach dem BAMF-Modell
vorgeschaltet.
In Dresden wurden folgende Anteile durchgeführt:
- Teil 1. Alltagsorientierung (15 UE)
- Teil 2. Soziale Orientierung (15 UE)
- Teil 3. Soziale Orientierung Zusatzmodul (45 UE)
- Teil 4. BAMF-Kurs (300 UE)
Dies erwies sich in Abstimmung mit den Kursträgern sowie den Dozentinnen und Dozenten als ideal für die Umsetzung der EOK in Sachsen. Voraussetzung ist jedoch, dass der Standort über die benötigte Raumkapazität verfügt.
Seit
dem 01.01.2020 – Implementierung der EOK nach dem BAMF-Modell in Sachsen
Das Bayrische Curriculum wurde für die bundesweite
Einführung der Erstorientierungskurse des BAMF in 2017 übernommen. Da Sachsen bereits
schon seit 2015 Erstorientierungskurse nach sächsischem Model durchführte,
wurde dies in Absprache mit dem BAMF bis Ende 2019 beibehalten.
Durch die Umstrukturierung der
Erstaufnahmeeinrichtungen in Sachsen in AnKER- bzw. AnkER-funktionsgleichen
Einrichtungen (2018 und 2019) sowie durch die Änderungen der Rahmenbedingungen
für Geflüchtete durch das „Zweite Gesetz zur besseren Durchsetzung der
Ausreisepflicht“ (2019) wird nun ein bundesweites einheitliches Angebot der
Erstorientierung in den AnkER- und AnkER-funktionsgleichen Einrichtungen durch
das BAMF angestrebt.
Die sächsische Landeskoordination Erstorientierung
erarbeitete daher Anfang 2020 gemeinsam mit den Kursträgern und den
Dozent*innen der EOK auf Grundlage der Erfahrungen mit dem sächsischen
Curriculum ein Konzept dazu, wie dieses mit dem BAMF-Curriculum „Erstorientierung
und Deutsch Lernen für Asylbewerber in Bayern“ (im Jahr 2013 in einem
Modellprojekt für Gemeinschaftsunterkünfte in Bayern konzipiert) synchronisiert werden kann.
Da
Erstorientierungskurse in Sachsen ausschließlich in AnkER- und
AnkER-funktionsgleichen Einrichtungen stattfinden, ist bei der Umsetzung des
BAMF Curriculums eine Flexibilität notwendig. So sind beispielsweise nicht alle
Module des BAMF-Curriculums auf die Lebensrealität und Perspektiven der
Menschen in den Erstaufnahmeeinrichtungen zugeschnitten. Des Weiteren zeichnen
sich die Standorte der Kurse in Sachsen durch sehr unterschiedliche
Voraussetzungen aus, auf die flexibel reagiert werden muss. So gibt es Einrichtungen, in denen die
Geflüchteten sehr lange verweilen, und andere, in denen es eine hohe
Fluktuation gibt. Dies wirkt sich auf die Kursgestaltung aus. Um diese
Unterschiede möglichst abzudecken wurde die Implementierung des 300 UE BAMF-Curriclums
anhand eines Basismoduls von 100 UE sowie eines Aufbaumodul von 200 UE
umgesetzt.
Seit dem 01.01.2020 werden folgende Angebote der Erstorientierung in Sachsen durchgeführt.
- Teil 1. Alltagsorientierung (15 UE)
- Teil 2. BAMF-Kurs (300 UE)
Überdies kann ergänzend dazu das sächsische EOK Model der „Sprachlichen Orientierung“ von 15 UE wieder aktiviert werden, sollten sich die Rahmenbedingungen ändern und eine schnelle und intensive Erstinformation erneut notwendig sein.
Das Land Sachsen ergänzt die
Erstorientierungskurse des BAMF durch das sächsische Modell der kompakten
Alltagsorientierung durch muttersprachliche Kulturmittler*innen.
Dies ist ein
Erfolgsmodell, welches sich in einer Vielzahl von Kursen seit 2015 bewährt hat
und bundesweite Anerkennung erfährt. Der
Kursteil der Alltagsorientierung wird von eigens ausgebildeten Kulturmittler*innen mit
eigener Migrationserfahrung in der Muttersprache der Teilnehmenden
durchgeführt.
Themen sind dabei
u.a.:
- Das Asylverfahren und der Aufenthalt in der
Erstaufnahmeeinrichtung
- Wege zur Erwerbstätigkeit und das deutsche
Bildungssystem
- Werte, Normen, Grundrechte
- Orientierung in der Umgebung und Nutzung der
öffentlichen Verkehrsmittel
- Gesundheit und Umwelt
Durch
den Wegfall der sprachlichen Barriere ergibt sich für die Teilnehmenden die
Möglichkeit, Fragen zu stellen und eigene Anliegen mitzuteilen.
Unterrichtsinhalte können dialogisch bearbeitet und diskutiert werden. Durch
die eigene Migrationserfahrung können die Kulturmittler*innen
die
Situation des „Neu-Ankommens“ nachvollziehen und empathisch auf die
Teilnehmenden eingehen. So spielt in diesem Kursteil neben den wichtigen
Inhalten auch die menschliche Komponente, die den Teilnehmenden einen Raum
bietet, sich zu öffnen, eine entscheidende Rolle.
Das Konzept der muttersprachlichen Alltagsorientierung
nach sächsischem Vorbild wurde durch das BAMF für die Pilotphase der bayrischen
AnkER-Zentren übernommen. Derzeit werden dort unter dem Titel „Wegweiserkurse“ von
Kulturmittler*innen Kurse durchgeführt und evaluiert.